Impression aus Nepal

Reisetagebuch

Meine Begegnung mit Nepal.

 

Die Liebe zum Gebirge, zur Natur, eine Portion Neugierde, Abenteuerlust und der Wunsch Menschen zu begegnen, führt mich seit über 30 Jahren in den Himalaya. Dort in einer der letzten großen Urlandschaften unserer Erde unterwegs zu sein, durch Täler, tiefe Schluchten und hohe Pässe zu wandern, bedeutet für mich einfaches Leben.

Der Schritt wird zum Maß vieler Dinge. Viele Ereignisse, die Daheim wichtig und bedeutsam erscheinen, verlieren ihren Stellenwert.

Das Erleben der Naturschönheiten in ihren elementarsten Formen bringt Ruhe und Gelassenheit.

So ganz ohne alltäglichen Ballast, nur mit dem allernotwendigsten jeden Tag unterwegs zu sein, lässt Gefühle viel intensiver erleben und spüren. Ein noch größeres Erlebnis als die Begegnung mit den Bergen und der Natur ist jenes mit den Menschen.

Die Begegnung mit den Frauen und Kindern, den Männern, die für uns wochenlang die Lasten tragen, die für uns kochen, uns in ihre Häuser einladen, bei denen wir übernachten dürfen.

Es ist mir wichtig, neben den Gebirgen aus Fels, Eis und Schnee auch die Menschen zu zeigen, die Landschaften, in denen sie leben und von denen sie in Jahrhunderten mitgeprägt wurden.

Meine Augen und Sinne sind aber nicht verschlossen vor den scheinbar unlösbaren Problemen, der Übervölkerung, der Not dem Elend und Zerstörung.

In einer Welt, die sich immer mehr angleicht, nicht nur in Äußerlichkeiten wie Blue Jeans, Coca Cola und Wellblech, sondern auch in Seh-, Denk- und Verhaltensweisen, sind Gebiete wie der Himalaya, in denen sich noch eigenständige, fast unberührte Kulturen und Lebensweisen erhalten haben, ein kostbares Juwel, das wir nicht ausbeuten dürfen.

Der Himalaya ist ein besonderer Raum, durchdrungen von geistigen Spannungen und Strömungen.

Ich glaube, dass kein anderes Land so stark von positiven Kräften erfüllt ist. Nepal ist bestimmt kein Paradies, kein Land, das man mit einer rosarot gefärbten Brille bereisen darf. Aber auch nicht mit geschlossenen Augen, um die große Armut, die riesigen Probleme und Konflikte des Landes und der Menschen nicht sehen zu müssen. Trotzdem ist Nepal für mich ein Traum: faszinierende Natur, trotz der politischen Situation und der negativen touristischen Einflüsse. Friedliche und warme, tolerante, offene, humorvolle, lebensbejahende Menschen, geprägt von den alltäglich gelebten Religionen Hinduismus und Buddhismus. Ich finde dort so viel, was ich in unserem Lebensraum so sehr vermisse. So ist Nepal für mich zur Leidenschaft und zur zweiten Heimat geworden.